Petra Mettke und Karin Mettke-Schröder
Michael. Ein Traum-Schicksal in Tagebuchblättern.
™Gigabuch Michael Band 10
Woss-Legende 6
Anno 2058
Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2009
ISBN 978-3-932289-14-9
448 Seiten
Die Nacht zum 24. Mai 1995
Einschlaf- und Aufwachtraum
Wir sitzen an der hufeisenförmigen Tafel und ich schwätze mit Vandès, weil ich einen Stuhl für sie organisieren will. Sie bleibt unsichtbar und antwortet:
»Danke, Petra. Jede Hologrammbildung kostet ein Vielfaches an Energie, die ich verlöre. Umso schneller müsste ich fort.« -
»Du möchtest lieber bleiben, ja?« -
»Klar. Nie wieder werde ich aufbrechen. Ich habe meine Expeditionspunkte erreicht.«
Michael mischt sich ein:
»Du bist ein Familienmitglied von uns geworden, da ist es so schade, dass du nicht materialisieren kannst.« -
»Ja, Michael. Einerseits sind die Körper zu kostbar, um sie nur kurz zu übernehmen, andererseits es wären damit nur 5 Jahre, so habe ich maximal 10. Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass nichts dazwischen kommt, kannst du alle meine Haltbarkeitsprognosen sowieso getrost halbieren.« -
»Schade.« sage ich. © PM
Die Nacht zum 3. Juni 1995
Einschlaftraum /Aufwachtraum
Wir kuscheln. Ich bin äußerst trostbedürftig, da mich die Skrupel im Hirn nerven, wie ich wohl hinter das Geheimnis Claytons kommen soll, wenn es selbst den Astralen verborgen geblieben ist. Michael gibt sich alle Mühe, mich abzulenken. Auch er ist von Woss reß im Unterbewusstsein gereinigt worden und hat eine laue Ahnung von der unheimlichen Dimension dieser Aufgabe.
»Warum ich?« -
»Ach, Einhörnchen, wegen deiner hohen Kunst des Erforschens von Unbekannten. Ich liebe dich.« haucht er.
»Liebst du meine Ängste?« bremse ich sein seliges Geplätscher.
»Ach, weißt du,« öffnet er rachemäßig seine Krisenfalte, »wenn ich über deine Kunsthaut streiche, ist mir, als wärst du eine junge Frau.
So elastisch und samten. Dann
frage ich mich, wie ein so alter Kerl wie ich eine solche Göttin haben kann. Und es macht mich krankhaft eifersüchtig, Petra, wenn ich bedenke, wie du mit deiner Chemie herum experimentierst und
alle liegen dir zu Füßen. Warum solltest du eigentlich bei mir bleiben?« -
»Aber Joker!« falle ich aus allen Wolken und entgegne entsetzt: »Ich bin doch leider nicht mehr die Summe meiner Wirkung, die ich erziele. Ich bin nur noch mein Bewusstsein und das ist dir ebenbürtig. Oh, je, weißt du das immer noch nicht? ... Okay, genetisch ist mein Bewusstsein im Alter von 98 stehen geblieben. Mag sein, weil mir das gencodierte Feedback fehlt, altere ich nicht wie du. Du interpretierst mich stets aus den Merkmalen heraus, die ich nicht bin! Liebst du denn nur noch meinen Körperersatz und nicht mehr meine Seele? Da musst du ja Eifersucht züchten!« -
»Deine Vollkommenheit blendet mich. Ich dürfte dir nur noch in die Augen sehen, wenn ich dich auf die Seele reduzieren soll.« -
»Und, liebst du meinen Geist?« -
»Platonisch.« knurrt er.
»Wieso?« -
»Der springt so weit vor mir her, dass ich ihn nie einholen kann.«