Petra Mettke und Karin Mettke-Schröder
Michael. Ein Traum-Schicksal in Tagebuchblättern.
™Gigabuch Michael Band 2
Michael-Legende 2
Anno 1993
Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2009
ISBN 978-3-923915-35-4
536 Seiten
Die Nacht zum 11. April 1993
Es war ein Traum im Traum. Er besitzt seine eigene Qualität. Denn er ist nicht von jener Klarheit des Bewusstseins, er ist nur ein geringer Ausschnitt des Bewusstseins. Ein hoher Anteil Emotionen. Aber die sind ja überall zuerst am Platze.
Und sie sind eine Informationsübertragungsschiene. Das Winzigbewusstsein ist deutlich kleiner als der Autopilot der Realität, man merkt geradeso noch, was man sieht oder man hört etwas, aber alles registriert dieser Bewusstseinssplitter einzeln, je nur eine Wahrnehmung. So ist ein Traum im Traum.
Michael hält mich umfangen. Seine Hände liegen in meinen. Da weiß ich plötzlich:
»Michael, Michael, du kannst den ganzen Globus retten, aber dein nacktes Leben nicht.« -
»Ich weiß.« sagt er nüchtern.
Er wusste es? Mein Gott! Hilfe! Er streichelt mich und sagt:
»Wenn du nicht da sein wirst, kann mir niemand helfen.«
Es macht mich unendlich traurig. ... Und trotzdem ist da eine Sanftheit, die von ihm ausgeht, die unbeschreiblich scheint. ... Sanft ist nicht gleich zärtlich, weil zärtlich schon wieder fordernd oder auffordernd ist. Sanft ist jenseits, jenseits jeglicher Absicht, bar aller Erwartungen, ledig aller Erfahrungen, einfach sanft. Doch dann rappelt es in mir.
»Michael, man ruft mich.«
Er gibt mich frei. Ich wandle zurück in mein Zimmer und sehe die Schwester in mein leeres Bett starren. Sie ruft mich so überzeugend, als sei ich da. Nun, ja. Ich lege dieses Mal meinen Morgenmantel beiseite und krieche von der anderen Seite unter meine Bettdecke, unmittelbar unter ihren Augen.
Meine Augen schlage ich flott auf, schaue sie erstaunt an, denn das ist keine Schwester. Es ist die stille Assistenzärztin von der großen Visite.
»Sie haben noch fest geschlafen. Habe ich Sie aus ihren Träumen gerissen? Das tut mir leid. Guten Morgen!« sagt sie freundlich.
»Guten Morgen.« antworte ich hellwach.
»Ich werde Sie jetzt vom EKG befreien.« sagt sie, als wäre sie selbst gefesselt.
Danach kann ich mich richtig selber waschen. Arme und Beine verheddern sich nicht mehr, ich bin lose. Baden oder, was vielleicht noch angenehmer wäre, meine verlotterten Haare waschen, darf ich natürlich noch nicht. Ach!
Die Nacht zum 18. April 1993
Da Hendrik samstags frei hat, verbringe ich mit Brian den Vormittag auf dem Balkon. Er leistet mir Gesellschaft, während ich die Schnittprotokolle beider Kameras in Ordnung bringe, die ich geführt habe. Ätzende Arbeit, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Der Tag verläuft, wie es unterdessen Routine ist. Als ich abends wie gewöhnlich in den Park traben will, mit Michael auf meinen Ohren und immer noch eventuellen Pferden auf der Spur, hält mich Aylien auf und fragt:
»Sag mal, wo steckst du eigentlich jeden Abend?«
Ich muss in mich hinein schmunzeln. Das fällt ihr wohl auf, weil sie allein ist? Aber ich bin innerlich noch immer taub.
»Ich suche meinem Instinkt nach mein Glück.« antworte ich aufrichtig.
»Was?« - © PM
Wenn Gott hereinschaut,
© 18.05.1993/0.43 Uhr/PM
haben wir ihn dann gerade gerufen?
Wenn Gott zuschaut,
haben wir ihn dann gerade vermisst?
Er schaut und sieht immer,
denn er erblickt den Moment,
was wir taten und tun werden.
Für Gott gibt es keine Zeit,
nur für uns,
nur für uns,
nur für Geschöpfte.