Petra Mettke
Geschichten aus der Märchenwelt
Mit Illustrationen von Gabriele Vachenauer
ISBN 3-923915-40-3
94 Seiten
Litblockin Verlag, Fernwald, 1992
1. Auflage vergriffen
Des Teufels Werk
Der Teufel jagte schon eine Weile vergebens nach neuen Seelen umher, ohne auch nur einen einzigen Menschen übertölpelt zu haben oder wenigstens eine Chance dazu zu erblicken. Des Teufels Großmutter ließ an dem erfolglosen Jäger kein gutes Haar. Immerfort nörgelte sie an seinen Fähigkeiten herum. Schließlich wagte sich der Teufel nicht mehr ohne eine erbeutete Seele zurück in die Hölle. Einmal gewahrte er selbst den Herrn, der zu einem Sterbenden eilte. Flugs folgte der Teufel ihm ungesehen, um ihn zu belauschen. Der Sterbende lag umringt von seiner Familie, die aus der Heiligen Schrift las.
Der Herr rief den Herniederliegenden beim Namen und erlöste ihn vom irdischen Leben. Vergeben waren alle Sünden des Toten, der Weg in den Himmel frei. Der Teufel ärgerte sich, zu spät gekommen zu sein. Bevor ihn der Herr aber bemerken konnte, machte er sich eilends aus dem Staub. Es war längst kein Zufall, dass der Teufel den Herrn belauschte. Der harte Winter rief viele Menschen in das Reich Gottes und immer ging der Teufel leer aus. Überall lasen die frommen Angehörigen in der Bibel und schützten sich so vor der Hölle. Das brachte den Teufel schließlich auf eine listige Idee. Er beschloss, diese Bücher irgendwie zu vernichten. So geschah es, dass der Herr auf einen Hauseingang zuging, in dem gerade der Teufel lehnte. Blitzschnell suchte er im Haus das Sterbezimmer und fand es, bevor der Herr eintreten konnte.
Mit heftigem Gepolter störte er die Betenden, die vor Schreck das Gebetsbuch fallen ließen. Diese gottlose Sekunde nutzte der Teufel und holte sich die Seele.
"Was suchst du hier, Elender?" schrie der eintretende Herr den Teufel an, "du bist nicht gerufen, fahr zur Hölle!"