Alles für die Katz?
Es gibt nichts, was es
nicht gibt, sagt der Verstand und das Gefühl kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn als wir in dieses Haus einzogen, haben wir nicht geahnt, welche Magie ein Haus haben
kann! Schon als die Handwerker ein- und ausgingen, tauchte sie auf und kontrollierte die Umbauarbeiten. Bei der Renovierung musste man aufpassen, die aufdringliche Katze nicht
einzusperren, da sie sich einschlich. Wir zogen mit einer eigenen Katze ein. Emeli, unsere Stubenkatze. Doch sie bekam umgehend Besuch. Diese Katze drang ständig durch alle
geöffneten Fenster oder Türen ein. Wer die Haustür öffnete, dem schoss sie über die Füße mit einer Versiertheit, dass man sie nicht fangen konnte. Oder man ging in den Keller und
sie kam einen entgegen gesprungen, Herzschlag aussetzender Schreck inklusive. Wir kamen an den Punkt, wo wir mit roher Gewalt hätten reagieren müssen, um „unser“ Territorium zu
verteidigen. Sie nötigte sich uns zwar mit einer unglaublichen Vehemenz auf, aber sie war stets lieb. Sie wollte einfach nur da sein dürfen. Die Kellerfenster wurden nach und nach
katzendicht gemacht, die Terrassentür ließ eine Observation zu, doch über die Haustür überfiel sie uns regelmäßig weiter. Sie hatte damit gerechnet, dass wir ihr nichts konnten.
Uns konnte sie nicht zum Tierfeind machen, also gaben wir nach und sprachen wir immer mit ihr.
Der Eindringling war die
Nachbarnkatze. Sie belauerte uns den ganzen Tag und schaffte es immer herein. Auf ihrer To-Do-Liste stand fortan, Emelis Futternäpfe zu kontrollieren. Emeli fand in ihrer
Nachbarin eine Katzenfreundin, die ihr dann die Welt der Gärten und Garagen zeigte. Bis sie auf nimmer wiedersehen verschwand. Man sagte uns, dass sei in der Straße normal, keine
Freigängerkatze habe man länger als ein halbes Jahr. Außer unsere Nachbarskatze! Sie kam selbstverständlich täglich nachschauen, ob Emeli zurück war und begann sich ein
Schlafplatz zu suchen. Ihre Nickerchen dauerten immer länger und im Sommer, wenn die Terrassentür offen stand, kam und ging sie, wie sie wollte. Ihre Aufenthalte dauerten bald den
ganzen Tag und unser konsequentes Verabschieden abends hinderte sie, nicht ganz bei uns einzuziehen und daheim auf Besuch zu erscheinen.
Sie wartet jeden Morgen,
dass unsere Jalousien hochgezogen werden und sie herein kann, weckt mich dann, indem sie auf die Konsole springt und mauzt, wobei sie ein erstaunliches Repertoire hat von motzig
bis schmusig. Sie möchte dann in die erste Etage, um dort vom Balkon die Vögel zu beobachten. Anschließend will sie frisches Wasser und ein Ruheplätzchen nach Wahl. Mit ihr muss
man flexibel sein, denn oft ist ein Platz besetzt und wir müssen uns einen anderen suchen. Sie kommt liebend gern über die Computertische balanciert, um sich vor dem Bildschirm zu
platzieren. Sie bestimmt, wann die Arbeit Pause macht und man ist einfach gut beraten, wenn man das akzeptiert.
Dieses Haus ist ihre Welt
und sie hat alle erzogen, das Leben nach ihrem Willen zu gestalten. Natürlich könnte sie das auch zu Hause, aber sie hat sich dieses Territorium ausgesucht und da hilft kein
Argument. Sie hat entschieden! ©KMSvonGigabuch