________________
Schlaraffenland ist abgebrannt!
Es gibt eine große Stadt mit M, die hat eine weitläufige
Universitätsklinik mit einer Kardiologie, die sich auf komplizierte „Reparaturen“ im Herzen spezialisiert hat. Sie genieße einen sehr guten Ruf, sagte man mir. Mit dieser OP-Technik
durfte ich Bekanntschaft machen und kann sie nur weiterempfehlen. Meine Reparatur funktionierte perfekt.
Doch auch die schonendsten Formen von Eingriffen hinterlassen Blessuren,
für die eine Pflege unumgänglich bleibt. Diese Versorgung funktionierte nicht. Nun sollte man meinen, in einem Krankenhaus wäre eine medizinisch notwendige Diät kein Problem? Mit
meiner obligaten Kekspackung (15 Butterkekse) rückte ich zum 5 Tage Krankenhausaufenthalt an. Und was ist mir in M passiert? Ich musste vom Notfallproviant leben!
Montags erwartete ich kein Mittagessen, als ich eintraf, da man als
Patient keine Vorbestellung an eine Krankenhausküche tätigen kann. Ich meldete meinen Bedarf umgehend beim Pflegepersonal an und wiederholte es bei der späten Anamnese. Aber es gab
kein Abendessen für mich. Begründung: „Die Küche ist extern.“ - „Die Küche weiß das nicht.“ - „Die Küche hat schon zu.“ - „Da können wir nichts tun!“ Dem Personal war mein Dilemma so
unglaublich egal, obwohl meine 20 kg Untergewicht nun wirklich nicht zu übersehen sind. Diese Herablassung hatte mich getroffen.
Am Dienstagmorgen erhielt ich zwei Tablettenschälchen. Ich wunderte
mich, rührte aber nichts an, weil ich die Medikamente mit dem Frühstück einnehmen wollte. Da sauste eine Schwester herbei und riss die Medizin an sich. Was war passiert? Eine andere
Patientin und ich hatten drei gleiche Anfangsbuchstaben im Namen. Kein Witz! Die Frau hatte ihr Frühstück und suchte ihre Pillen! Ich hingegen ging mit meinem Frühstück erneut leer
aus, mir blieb nur die Arznei. Die putzigste Ausrede lautete: „Die Kost muss erst gekauft werden“. Was für eine renommierte Universitätsklinik! Ich nagte an meinen 9 verbliebenen
Keksen. Mittags und abends wurde ich dann tatsächlich endlich verköstigt.
Mittwoch kam die OP an die Reihe und die medizinische Null-Diät. Mir
wurde ein Abendessen in Aussicht gestellt, ich bekam es nicht, weil man mir den Verband nicht entfernt hatte. So im straffen Liegen war mir das auch egal, solange ich Schmerzmittel
hatte.
Donnerstags auf der Intensiv zog sich es hin, bis ich endlich Nahrung
erhielt. Denn nach der Blutentnahme fand man die für mich ausgezeichneten Röhrchen bei einer anderen Patientin und war sich nun unsicher, was auf den Blutentnahmespritzen stand, die
man mir abgezapft hatte. Ergo, warten auf die Wiederholung. Eine knappe Stunde nach dem Frühstück kam das Mittagessen und ich stopfte vorsichtshalber soviel wie möglich hinein. Gegen
Abends ging es für mich zurück auf die Normalstation, allerdings in ein anderes Zimmer. Mit hämischer Gleichgültigkeit teilte man mir mit, mein Abendessen sei unauffindbar. Sogar die
Begründung blieb man mir schuldig. Ich zückte meine letzten 5 Kekse und entschied mich, davon lieber noch welche aufzusparen.
Am Freitag rollte man mich zu 3 langwierigen Untersuchungen weg, bevor
es Frühstück gab. Ich wusste zwar, dass ich die Muttersprache meiner neuen Zimmergenossin nicht sprach, aber nicht, welches Benehmen das implizierte. Wie ich zurückkehrte und das
Personal mir so auffällig auswich, schwante es mir. Ich musste eine Pflegekraft regelrecht abpassen, um mein Frühstück zu verlangen. Da entlud sich der Vulkan:
„Ich kann nichts
dafür, ich trage Ihr Tablett herein und bevor ich das ihrer Mitpatientin hineintragen konnte, war sie schon über Ihr Frühstück hergefallen.“
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Wer tauscht ein leckeres
Weizenbrötchen gegen mein Krümelbrot, welches man aufbacken müsste, wenn es schmecken soll? Da erschien die Küchenkraft für Menüauswahl und der Zickenkrieg begann. Was immer diese
Frau auf meinem (mit meinen Namen ausgezeichneten) Tablett gemacht hat, sie hatte es kontaminiert und das Personal eliminierte es, um nicht verklagt zu werden. Aber vor der
Küchenvertreterin wagte man sich nicht, mich mit den letzten 2 Keksen sitzen zu lassen und reichte mir zum ersten Mal Abhilfe: ekelige Astronautennahrung. Auch entlassen wurde ich
nicht zu Mittag wie versprochen. Jetzt ging meine Hungerkur auch noch in die Verlängerung! Kraft, um mich aufzuregen, hatte ich nicht mehr. Wenigstens versorgte man mich mit
Mittagessen und Abendessen, welches mir persönlich ausgehändigt wurde.
Samstagmorgen bekam ich ohne Schwierigkeiten mein Frühstück und die
Nachricht, ich werde entlassen. Das hielt ich für dringend notwendig. Von 15 Essensrationen in 6 Tagen hatte ich 7 abbekommen, 13 hätten mir zugestanden. Für 2 maximal 3 gab es den
medizinischen Grund der Narkose. 6 Mal hatte man die Stirn, mein Untergewicht rigoros zu vergrößern. Ich kann dem Pflegepersonal trotzdem keine Böswilligkeit bescheinigen, sonder
totale Resignation.
Todgespart ist der Pflegebereich der über Ländergrenzen so gerühmten
Universitätsklinik und wenn die Diagnosen nicht in das Sparprogramm passen, werden die Patienten passend gemacht. Wohl dem, der da nicht noch die Sterbeliste vergrößert, aber auch in
dem Fall wäre er verpflichtet, die Rechnung für diesen Service sofort zu begleichen!
©PMvonGigabuch
Kommentar schreiben
Bernadette (Mittwoch, 10. August 2016 23:29)
---
;-) Ja! Nichts hinzuzufügen :-)
---